Entropie

We know the past but can’t control it. We control the future but have no knowledge of it.

Claude E. Shannon

Was ist die „Metamorphose“ Einzeller → Mehrzeller

Aus der Seite „Metamorphose“ leiten sich zentrale Schritte ab:

  • Einzeller (autonomes, individuelles Lebewesen) beginnen, mit anderen Einzellern oder ähnlichen Akteuren in Interaktion zu treten.
  • Es bilden sich Kolonien, Kooperationen, funktionale Arbeitsteilung, Kommunikation etc.
  • Es entstehen Strukturen, die über die Selbstbezüglichkeit einzelner Zellen hinausgehen: Differenzierung, spezialisierte Teile, koordinierte Funktionen, gemeinsame Steuerung, gemeinsame Ressourcennutzung etc.
  • Dies passiert nicht zufällig, sondern durch Sozialkräfte wie Synthalpie, die die Sozialraumzeit krümmen (die Nähe, Kommunikation, Kooperation etc. beeinflusst) und damit stabile mehrzellige Formen begünstigt.

Was verlangt der 2.Hauptsatz (HS) der Thermodynamik

  • In einem abgeschlossenen System gilt: Die Entropie nimmt zu oder bleibt gleich. D.h. das System bewegt sich spontan in Richtung Gleichgewicht, also Zustand maximaler Unordnung oder maximaler Anzahl zugänglicher Mikrozustände.
  • Strukturbildung, Ordnung, lokale Konzentration von Energie oder Organisation bedarf externer Energiezufuhr oder dass das System offen ist (also Energie und Materie austauscht).

Ein Widerspruch?

  • Der Übergang von Einzellern zu Mehrzellern erzeugt höhere Organisation, Arbeitsteilung, Spezialisation → also mehr Ordnung.
  • Der 2.HS sagt: Ohne externe Energie geht das nicht – die Entropie müsste abnehmen, und emergente Ordnung wäre schwierig oder paradox.

Warum dieser Scheinwiderspruch in Wirklichkeit nicht besteht

  1. Offenes System
    Lebende Systeme (z. B. Zellen) sind nicht abgeschlossen. Sie tauschen Materie und Energie mit der Umgebung. Energiezufuhr von außen (z. B. Licht, Nährstoffe) ermöglicht, dass lokal Ordnung aufgebaut wird, während die Gesamtentropie des Universums weiter steigt.
  2. Entropie-Export / dissipative Strukturen
    Der Begriff der dissipativen Strukturen (Prigogine) zeigt: Systeme fern vom Gleichgewicht können stabile geordnete Muster bilden durch Energie- und Materie-Flüsse, also durch Dissipation („Verbrauch“) und Export von Entropie. Mehrzeller sind als solche dissipative Systeme: Sie brauchen ständige Energie, um Stoffwechsel, Kommunikation, Differenzierung zu erhalten.
  3. Fitnessvorteil durch Ordnung
    Evolution begünstigt Organismen, die effizienter sind: Kooperation, spezialisierte Zellen, gemeinsame Ressourcennutzung etc. können Überlebensvorteile bringen (z. B. Schutz, Effizienz, bessere Ressourcennutzung). Ordnung bringt nicht umsonst Aufwand, aber sie wird durch Selektion unterstützt.
  4. Statistische Wahrscheinlichkeit vs. Feldhafte Eigenschaft (Synthalpie)
    Entropie ist eine statistische Größe, die im großen Maßstab und in abgeschlossenen Systemen wirkt. Synthalpie dagegen wirkt als Ordnungskraft, nicht als statistischer Druck. Sie krümmt die Sozialraumzeit und ermöglicht Geodäten sozialer Entwicklung, die Koordination und Organisation begünstigen — gerade dort, wo Kooperation vorteilhaft ist.

Warum das Synthalpie-Modell die Entwicklung vom Einzeller zum Mehrzeller schlüssig erklärt

  • Sozialraumzeit: Einzeller → Mehrzeller bedeutet, dass das „soziale M“ (die Menge der Akteure) wächst und die Zeitdimension „sozialer Interaktion“ (T) intensiviert wird (Kommunikation, Kooperation über Zeit).
  • Metrik gμν verändert sich: Die Akteure werden sozial näher, haben mehr wechselseitige Verbindungen, Kommunikation, Vertrauen, gemeinsame Regeln etc. Diese Nähe schafft „soziale Krümmung“, die Kooperation und Koordination erleichtert.
  • Synthalpie-Tensor Sμν nimmt zu. Günstigere Form: Mehr fließende Ressourcen, mehr Kommunikation, mehr geteilte Verantwortung → der Tensor hat stärkere positive Einträge.
  • Feldgleichung Gμν = κSμν : Die größere Synthalpie führt zu größerer Krümmung des Sozialraums, wodurch Geodäten (natürliche Handlungspfade) sich so ausrichten, dass die Mehrzelligkeit stabil wird.
  • Resonanz und Singularitäten: Auch Übergänge bleiben kritisch – Kooperation kann scheitern, es gibt Konflikte, „Betrügerzellen“, Rückentwicklung etc. Aber das Modell bietet Erklärung, warum und unter welchen Bedingungen Mehrzeller sich durchsetzen: wenn Synthalpie hoch genug ist, wenn Kommunikation und Ressourcenteilung effizient funktioniert.

Warum der 2.HS hier nicht verletzt wird

  • Weil Lebewesen offene Systeme sind: sie nehmen Energie auf und exportieren Entropie. Die Gesamtentropie steigt trotzdem. Lokale Ordnung (Mehrzelligkeit) erhöht jedoch nicht die globale Unordnung mehr als die Energieverläufe es zulassen.
  • Synthalpie widerspricht nicht dem 2.HS, weil es kein geschlossener System-Ordnungbegriff ist: Synthalpie wirkt in Relation zu sozialer Interaktion, Kommunikation, Kooperation und erfordert Energie, Ressourcen etc. Der Aufwand zur Aufrechterhaltung der Ordnung ist Teil des Feldes.
  • Die Entropie wird im Universum trotzdem größer; Mehrzeller „zahlen“ ständig Energie- und Ressourceneinsatz, Abfallprodukte, Entropieexport etc. Aber gegenüber Einzellern kann Mehrzelligkeit unter bestimmten Umständen evolutiv vorteilhaft sein und so selektiv begünstigt werden.

Thermodynamik: „lokale Ordnung bei globaler Entropiezunahme“

Fazit: Mehrzelligkeit braucht dauerhafte Entropie-Exportleistung — kein Widerspruch zum 2.HS.

Synthalpie-Modell: Feldgleichung & Geodäten

Fazit: Eine stationäre, tragfähige Struktur.

Operative Zerlegung von Sμν in die vier Kategorien

Fazit: Eine stabile differenzierte Mehrzelligkeit.

„Entropie zahlt, Synthalpie baut“

Fazit: Kein Widerspruch zum 2.HS — lokale Ordnung wird durch Energieflüsse „bezahlt“; Synthalpie erklärt warum Kooperation, Kommunikation, Ressourcenteilung und Nachhaltigkeit die Krümmung schaffen, die den Schritt vom Einzeller zum Mehrzeller evolutionär plausibel und stabil macht.

Vergleich: Entropie↔Synthalpie

Zusammenfassung

  • Entropie → statistische Größe, Ziel = ein Zustand (max. Gleichverteilung).
  • Synthalpie → feldartige, gravitationsanaloge Eigenschaft, Ziel = dynamisch stabiler Fortbestand durch maximale Kooperation/Ordnung.
  • Damit erklärt das Synthalpie-Modell nicht nur, warum Ordnung trotz des 2.HS lokal bestehen kann (Entropieexport), sondern auch warum Kooperation und Komplexitätszuwachs (z. B. Einzeller → Mehrzeller) eine systemimmanente, „gekrümmte“ Tendenz haben.

Entropie vs. Synthalpie: Ein Vergleich im Licht der Sozialraumzeit

Die Naturwissenschaften und die Sozialwissenschaften haben sich traditionell unterschiedlicher Abstraktionen bedient, um Dynamik, Ordnung und Veränderung zu beschreiben. In der Physik spielt die Entropie eine zentrale Rolle: Sie ist eine statistische Zustandsgröße, die im Rahmen des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik die Tendenz zu wachsender Unordnung und Gleichverteilung beschreibt. In den Sozialwissenschaften und der Informationstheorie wird der Begriff „Entropie“ häufig als Maß für Unbestimmtheit, Vielfalt oder Informationsgehalt übernommen.

Das hier entwickelte Synthalpie-Modell schlägt hingegen eine radikal andere Abstraktion für soziale Systeme vor, die sich an der Allgemeinen Relativitätstheorie (ART) orientiert. Während Einstein Gravitation nicht mehr als Kraft, sondern als Krümmung der Raumzeit beschrieb, setzt das Synthalpie-Modell an die Stelle von „Kraft“ im sozialen Bereich eine feldhafte Eigenschaft, die Sozialraumzeit krümmt: die Synthalpie.

Im Folgenden wird das Verhältnis von Entropie, Entropiekraft und Synthalpie systematisch verglichen. Anschließend wird am Beispiel der biologischen Entwicklung vom Einzeller zum Mehrzeller gezeigt, warum diese Entwicklung im Rahmen des 2.Hauptsatzes paradox erscheint, während sie durch das Synthalpie-Modell konsistent erklärbar wird.


Entropie und Entropiekraft

  • Thermodynamik: Entropie (S) ist definiert als Maß für die Zahl der möglichen Mikrozustände S=kB ln W. Der zweite Hauptsatz besagt: In einem abgeschlossenen System nimmt S niemals ab; es wächst, bis ein Zustand maximaler Entropie erreicht ist – das thermodynamische Gleichgewicht.
  • Informationstheorie: Die Shannon-Entropie H(X)=−∑p(x)logp(x) misst die mittlere Unsicherheit oder den Informationsgehalt einer Wahrscheinlichkeitsverteilung.
  • Entropiekraft: Eine abgeleitete Größe, verstanden als emergenter Effekt des Entropiegradienten:

F=TS

Sie beschreibt keine fundamentale Wechselwirkung, sondern die statistische Tendenz eines Systems, Konfigurationen höherer Entropie einzunehmen. „Kraft“ ist hier eine Metapher für den Druck in Richtung des wahrscheinlichsten Makrozustands.


Synthalpie und die Sozialraumzeit

Das Synthalpie-Modell überträgt den Paradigmenwechsel der ART auf soziale Systeme.

  • Sozialraumzeit: definiert als S=M×T, wobei M die Menge sozialer Akteure (Menschen, Tiere, Pflanzen, Organisationen) darstellt und T eine soziale Zeitdimension, die Interaktionsdauern und Entwicklungen abbildet.
  • Metrik gμν : beschreibt die „Geometrie“ sozialer Nähe, Kommunikation, Autonomie, Vertrauen etc.
  • Synthalpie-Tensor Sμν : formal analog zum Energie-Impuls-Tensor in der ART. Er beschreibt die Intensität und Richtung der sozial bindenden oder zerstörerischen Wirkungen.
  • Feldgleichung: Gμν = κSμν , wobei Gμν die Krümmung der Sozialraumzeit bezeichnet.
  • Geodäten: In der gekrümmten Sozialraumzeit verlaufen „natürliche“ Handlungspfade als Geodäten, d. h. die Akteure bewegen sich in Richtung der durch Synthalpie vorgegebenen Strukturen.
  • Eigenschaften: Synthalpie ist weder intensiv noch extensiv, ihre Wirkung wächst nicht linear mit der Zahl der Akteure, sondern hängt qualitativ von deren Verknüpfung ab. Sie ist nicht abschirmbar (wie Gravitation) und kann Resonanzwellen (z. B. kollektive Stimmungen) oder Singularitäten (z. B. Fanatismus, Totalitarismus) erzeugen.
  • Operationalisierung: Obwohl nicht direkt messbar, lässt sich Synthalpie über vier universelle Kategorien erfassen: Kooperation, Kommunikation, Ressourcennutzung, Nachhaltigkeit. Diese bilden praktische Messpunkte für die Stärke des Synthalpie-Feldes.

Vergleich Entropie vs. Synthalpie

  • Statistisch vs. feldhaft: Entropie ist ein Maß über Wahrscheinlichkeitsverteilungen, Synthalpie eine Eigenschaft, die wie ein Feld wirkt.
  • Zielzustände: Entropie führt im isolierten System zwangsläufig zu einem einzigen Endzustand – das Maximum der Entropie (vollständige Gleichverteilung). Synthalpie dagegen erklärt, warum Systeme auf dynamische, kooperative Ordnungen zustreben, die ihren Fortbestand sichern.
  • Energiehaushalt: Entropie: lokale Ordnung kann nur bestehen, wenn sie durch Entropieexport “bezahlt” wird. Synthalpie ergänzt diese Sicht, indem sie zeigt, wie die aufgewendete Energie in kooperative Struktur transformiert wird.
  • Emergenz: Entropie beschreibt Unordnungstendenz; emergente Strukturen sind in der Thermodynamik „Nebenprodukte“ von Energieflüssen. Synthalpie dagegen ist das ordnungsbildende Prinzip selbst – es macht verständlich, warum Ordnung und Moral überhaupt entstehen.

Einzeller → Mehrzeller: Paradox und Auflösung

Die Entwicklung vom Einzeller zum Mehrzeller wirkt im Lichte des 2.HS paradox:

  • Mehrzelligkeit bedeutet höhere Ordnung, Differenzierung, Spezialisierung.
  • Der 2.HS fordert aber die Zunahme der Entropie und strebt einen Gleichgewichtszustand maximaler Unordnung an.

Lösung:

  • Thermodynamisch: Lebewesen sind offene Systeme; sie importieren Energie (z. B. Sonnenlicht, Nahrung) und exportieren Entropie. Lokale Ordnung ist möglich, solange globale Entropie zunimmt.
  • Synthalpisch: Der Schritt vom Einzeller zum Mehrzeller ist nicht nur zufällig tolerierte Ordnung, sondern ein natürliches Geodäten-Resultat steigender Synthalpie. Kooperation, Kommunikation, Ressourcenteilung und Nachhaltigkeit erzeugen eine starke Krümmung der Sozialraumzeit, die die Emergenz stabiler mehrzelliger Strukturen begünstigt.

Damit ist klar:

  • Entropie beschreibt die statistische Bedingung, dass Komplexität nur unter Energiefluss entstehen kann.
  • Synthalpie erklärt, warum gerade kooperative und strukturierte Formen im Sozialen entstehen und persistieren — und warum die Evolution vom Einzeller zum Mehrzeller nicht nur möglich, sondern im Rahmen des Synthalpie-Feldes sogar wahrscheinlich ist.

Schlussbemerkung

Der Vergleich zeigt: Entropie und Synthalpie sind nicht Gegensätze, sondern unterschiedliche Ebenen von Ordnungsgesetzen.

  • Entropie erklärt die statistische Notwendigkeit des globalen Entropiewachstums.
  • Synthalpie erklärt die systemimmanente Tendenz zu Kooperation und emergenter Ordnung in sozialen (und biologischen) Kontexten, analog zur Rolle der Gravitation in der Physik.

Das Synthalpie-Modell bietet damit eine schlüssige Antwort auf die Frage, wie Komplexität und Moral trotz der entropischen Tendenz zur Gleichverteilung entstehen und stabil bestehen können.

Within a century or so, machines will be doing almost everything better than we can.

Claude E. Shannon (1987)

2 thoughts on “Entropie

  1. Außerdem wird bereits im Kapitel ‚Abstraktion‘ auf die „Unmöglichkeit der Abschirmung von Synthalpie“ hingewiesen. Einerseits ein Verweis auf die ‚Gravitation‘ in der ART, andererseits ein Hinweis, dass in offenen Systemen Austausch mit der Umgebung stattfindet, und somit geordnete, stationäre (in der Zeit konstante) Strukturen entstehen können: Soziale Systeme.

  2. Der Hinweis auf Ilya Prigogine ist interessant. In seiner Rede zur Verleihung des Chemie-Nobelpreises (https://www.nobelprize.org/uploads/2018/06/prigogine-lecture.pdf) sagte er: „We have dealt with the fundamental conceptual problems that arise from the macroscopic and microscopic aspects of the second law of thermodynamics. It is shown that non-equilibrium may become a source of order and that irreversible processes may lead to a new type of dynamic states of matter called „dissipative structures“.“ So, als hätte er die Erweiterung ‚Synthalpie‘ vorausgeahnt.

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